von w_ciossek » 10.12.2010, 18:59
Daß es an den Volkshochschulen keine Kurse fürs Spinnen gibt, kann ich mir nur so erklären, daß die Technik sehr einfach ist und in fünf bis zehn Minuten gezeigt werden kann, besonders was das Spinnen mit der Handspindel betrifft.
Ich selbst hatte schon einmal als Kind gesponnen, wo ich mal auf der Burg Gößweinstein in der fränkischen Schweiz ein Spinnrad zum erstenmal gesehen habe. Ich war sher begeistert! Da ich von Handspindeln nichts wußte, habe ich einfach von meiner Mutter die Wollfadenreste gesammelt und diese zur Vliesherstellung auseinander genommen, was ihr so ganz und gar nicht gefiel. Vielleicht hatte ich auf dieser Burg eine Abbildung gesehen, wo eine Frau spinnt, jedoch kann ich mich nicht daran erinnern, sondern nur an ein Haufen von Leinfasern. Als Kind verdrillte ich die Wolle mit meinen Fingern und zog sie aus den Faserhaufen richtig raus und wickelte den Faden auf einen Bleistift. Ich hatte immer nur kurze Fadenstücke erzeugt, die fast haardünn waren, weil ich für dicke Fäden zu schwach war!
Fünfundvierzig Jahre später, erinnerte ich mich wieder an diese Spinnerei und baute mir eine Handspindel. Ich staunte nicht schlecht, wie flott damit das Spinnen vor sich geht. Ich habe zwar niemals in meinen Leben bei den Fäden schwangere Regenwürmer produziert. Selbst beim zweiten Versuch nach einigen Jahrzehnten auch nicht. Sicherlich weil noch irgendwie diese Kindheitserfahrung im Unterbewußtsein schlummerten. Stattdessen neige ich immer noch zur Herstellung von sehr dünnen Fäden, da wenige Fasern sich leichter aus einen Kammzug ziehen lassen und dicke Fäden gelingen mir immer noch nicht so gut, weil sie nach vierhundert Metern dann wieder dünn sind.
Jedenfalls hatte ich das Spinnen völlig ohne Anleitung gelernt und erntete als Junge viel Häme!
Gruß Wolfgang