von Klara » 19.10.2009, 14:42
Nach der Beschreibung in Women's Work haben die Ägypter den Flachs gar nicht im eigentlichen Sinn gesponnen. Sondern Faser für Faser von Hand überlappt, mit Spucke aneinandergeklebt, auf Knäuel gewickelt und dann den schon bestehenden Faden mit der Spindel gedreht. Da nicht mehr ausgezogen werden musste, war die schnellste Spindel gerade recht... Nach den Abbildungen wurde übrigens im Stehen gesponnen - und Sigrid, wie spinnst du mit der Hochwirtelspindel, wenn du auf dem Boden sitzt???? Auf dem Boden sitzend könnte ich höchstens mit einer Standspindel arbeiten (wie Inder oder Indianer) - nicht mit der Fallspindel (wo sollte die denn hin?)
Übrigens spinne ich auch Wolle lieber mit der Hochwirtelspindel, auch dicke Wolle. Und nach dem, was Hentschel schreibt, wäre die Hochwirtelspindel eigentlich die logische Folge nach dem Stöckchen mit Häkchen.
Ich dachte mal, es läge vielleicht an der Kleidung, aber wenn der Rock aus festem Stoff ist, kann man die Hochwirtelspindel auch an einer berockten Hüfte hochrollen. Oder galt vielleicht das an der Hüfte hochrollen im katholischen Raum als unanständig?
Ansonsten fällt mir nur noch die technische Begründung ein: Damit das Arbeiten mit einer Hochwirtelspindel wirklich Spass macht, muss sie hervorragend gearbeitet sein (am Besten in Zusammenarbeit zwischen einem Holzdreher - oder Töpfer, oder anderem Materialexperten - und Spinner). Tiefwirtelspindeln sind toleranter, die kann man sich selber zurechtschnitzen.
Äusserst mysteriös, das Ganze....
Ciao, Klara
PS: Hier in der Gegend waren übrigens Spindeln ganz ohne Wirtel verbreitet, die also dauern von Hand gedreht werden musste, so dass man nur im langen Auszug arbeiten konnte. Warum konnte mir auch noch niemand sagen, und eine wirkliche Könnerin habe ich auch noch nicht so spinnen gesehen (angeblich ist es so schnell wie mit Fallspindel...)