@ Sandra:
Draca hat folgendes geschrieben:
Das kann man von einem Würzburger Latrinenfund leider nicht sagen.
Hast du dafür eine Quelle? Der Fund sagt mir gar nichts.
Die Spindeln müßten in der Publikation des Mainfränischen Museums Würzburg "Funde aus Franken" (Autor: Eva Zahn-Biemüller) drin sein, wenn ich nicht gerade einen völligen Knoten im Gehirn habe.
Irgendjemand von meinem Textil-Kreis hat das Büchlein wohl in seinem Fundus, weshalb ich mir das Foto von diesen kruden Spindeln nicht eingescannt hatte. Sorry.
Wenn ich mich recht erinnere, war das ein Latrienfund aus der Altstadt von Würzburg aus dem Hoch- oder Spätmittelalter, wo super gut erhaltene Holzsachen mit dabei waren. U.a. eben die 2 oder 3 komplett erhaltenen Spindeln mit Wirteln, die aussehen, als ob man eine kleine Steinscheibe notdürftig in annähernd runde Form geklopft hätte und eben Spindelstäben, als ob jemand mal schnell mit der Handaxt aus einem Holzscheit ein paar angespitzte Spreißel produziert hätte. Abenteuerlich.
Nach dem ich diesen Fund gesehen hab, habe ich mir sämtliche Illusionen über historische Spindelschäfte für die Otto-Normal-Spinnerin abgeschminkt. Poliertes Bein war wohl doch eher für die gehobene Ausstattung.
@Hidril:
Mal ganz doof gefragt: Könnte es sein, dass man bei den Spinnstäben mit der mittigen Verdickung gar keinen Wirtel braucht? Dass also die Verdickung sozusagen schon der Wirtel ist?
Hm, sorry, wieder ohne korrekte Quelle, dafür aber bei Bedarf mit Zeichnung: ein befreundeter Archäologe hat in Karlburg, Nähe Würzburg, aus einem ehemaligen Königshof, mehrere Objekte aus Bein und Eisen ausgegraben, die für mich von Form und Größe her Spindelschäfte zu sein scheinen. Zeitstellung m.W.n. späte Merowingerzeit oder karolingisch. Der Archäologe kannte keine Vergleichsfunde zu den Stücken, aber die fraglichen Funde stammten aus dem Klosterbereich, wo eindeutig gehobene Textilherstellung nachgewiesen worden war.
Besonders der Eisenstab hat die typische Form eines Spindelstabes und auch noch Querrillen über die gesamte Länge. Da habe ich schon mal mit Leuten rumdiskutiert, ob das nicht ein Spindelstab war, der wegen des vergleichbar hohen Eigengewichtes vielleicht sogar als Standspindel ähnlich den Orenburg-Spindel verwendet worden sein könnte.
LG Draca
Ich benutze die Waffen der Frau: spitze Zunge, scharfen Verstand und für Härtefälle ein solides Webschwert.