Das Julfest ist genau um die Zeit der Wintersonnenwende, also die längste Nacht des Jahres. Ab der Wintersonnenwende werden die Tage wieder länger.
Und im Prinzip wird genau das gefeiert. Das Ende der Dunkelheit und das gaaanz langsame Wiedererwachen des Lichtes. Denn zu früheren Zeiten war man ja sehr von Wärme, Licht, Sonne abhängig. Die Arbeiten, die draußen erledigt werden mußten, waren eingeschränkt und (ganz wichtig) die Landwirtschaft war nicht möglich in der Frostperiode.
Das Tannengrün konnte die bald wieder ergrünende Natur symbolisieren. Viel anderes Grün gibt es ja im Winter nicht.
Die christliche Kirche hat, soweit ich weiß, dieses Brauchtum übernommen bzw. in ihrem Sinne etwas umgedeutet, weil sie die alten Sitten nur schwer aus der Bevölkerung austreiben konnte. Überspitzt formuliert: Hauptsache, das Volk hat ihre Feier und wir sagen ihnen, wie sie es nennen sollen.
Ostern ist ganz ähnlich.
Das alte Frühlingsfest Ostara war ein Fest der Fruchtbarkeit, das Siegen des Frühlings über den Winter, des Lichtes über die Dunkelheit.
Der Hase als besonders fruchtsames Tier sowie das Ei als direktes Symbol der Geburt sollen die Zeit der Fruchtbarkeit (die Natur erwacht zu neuem Leben) anzeigen.
Auch die Osterfeuer zeigen das erstarkte Licht der Sonne an.
Den Wiederauferstehungsmythos gibt es übrigens auch in der germanischen Mythologie:
Balder, der Gott des Lichtes, stirbt durch Verrat (das Licht verschwindet). Nach dem Fimbulwinter, einer besonders harten und langandauernden Zeit des Frostes, folgt die Götterdämmerung Ragnarök, in der sich Götter und Riesen (Naturgewalten) gegenseitig ausmerzen (Winter: alles Leben der Natur kommt zum Erliegen). Danach kann Balder aus dem Totenreich zurückkehren und die Welt erstrahlt wieder in neuem Glanz (das Licht kehrt wieder).
Diese und andere germanische Göttersagen sind ein Sinnbild dafür, daß die germanische Mythologie mit all ihren Figuren eine personifizierte Darstellung der Natur und ihres ewigen Kreislaufes ist.
Ich feiere die Sonnenwenden und die Tag-und Nachtgleiche im Frühling. Wenn es irgendwie machbar ist, entzünde ich ein Feuer, opfere etwas darin und bin ansonsten dabei lieber still in mich gekehrt.