Zu Beginn des letzten Jahrhundert war in der gehobenen Gesellschaft ein Orenburg-Tuch ein sehr begehrtes Accessoire.
Diese Tücher gab es in mehreren Varianten, in Mitteleuropa war vor allem das Ajourtuch befragt.
Die in Orenburg gezogenen Ziegen produzieren eine besondere Winterwolle, die sehr fein, weich und warm ist.
In der Mischung 2/3 Ziegenflaum - 1/3 Seide spannen die Strickerinnen ihr Garn selbst und strickten dann nach selbstentworfenen Mustern die Tücher.
Die Tücher sollten dann fertig sich durch einen Ring ziehen lassen und in einem Gänseei Platz finden.
Meine Tochter war auf ein Fest eingeladen, wo ein 20er-Jahre-Outfit gefragt war.
Als die Recherche mich auf die Orenburg-Tücher brachte, lag natürlich die Idee nahe, dass ich versuche so ein Tuch zu stricken.
Die weitere Recherche war wenig erfolgreich.
Russische Anleitungen kann ich leider nicht verwerten.
Also schaute ich mir Bilder über Bilder an, fand leider wenig Detailfotos.
Ich hatte nur knappe 4 Wochen für die Nachforschungen und habe mich dann für eine einfache Lacestola entschieden.
Aus Kostengründen für meine Tücher auch keinen Ziegenflaum, sondern Lana grossa Lace Lux, weil dieses Garn auch flauschig-seidig ist und zumindest optisch an das Ziegengarn mit etwas Abstand rankommt.
Aber mich hat der Ehrgeiz gepackt, ich will jetzt ein "richtiges" Orenburg stricken, am liebsten eine historische Replik.
Ich hab schon herausgefunden, dass ein echtes Orenburg keine linke Maschen in der umgebenden Spitze hat.
Mein Tuch ist auch etwas zu schmal bei richtiger Länge von ca. 220cm.
Orenburger Ziegenflaum habe ich ja schon gefunden, leider nicht mit Seide, nur pur.