Hallo,
Ploss, Emil-Ernst. Ein Buch von alten Farben. Technologie der Textilfarben im Mittelalter mit einem Ausblick auf die festen Farben. Heidelberg/ Berlin 1962.
Ich habe mir dieses lange gesuchte Buch im Dezember antiquarisch aus der Schweiz ergattern können, und nehme dies zum Anlass es hier etwas näher vorzustellen.
Ploss stellt hier ein Kompendium seiner über 20jährigen Beschäftigung mit historischen Färbungen der Öffentlichkeit vor. Der Anspruch, auch Nichtfachleute für das Thema zu interessieren ist ihm, nach meiner Einschätzung, recht gut gelungen. Trotz aller Wissenschaftlichkeit ist der Stil sehr unterhaltsam und kurzweilig.
Wie der Titel schon ankündigt, liegt der Schwerpunkt auf der historischen Überlieferung und nicht auf der Niederschrift "moderner" Rezepte.
Der Autor behandelt die Entwicklung der Färberei in Mittel- und Nordeuropa anhand von zeitgenössischen Quellen, und gibt so dem Leser einen guten Überlick über die Leistungen unserer Vorfahren. Dabei untergliedert er in die verschiedenen Farben. Bemerkenswert ist das Kapitel über den mittelalterlichen Zeugdruck, das eine ganz neue Wertung der, in kunsthistorischen Quellen oft anzutreffenden, gemusterten Trachten zulässt. Ein besonderer Leckerbissen für den historisch ambitionierten Färber ist der kommentierte Abdruck der mittelalterlichen Färberezepte. Unter Anderem findet man hier die "Innsbrucker Handschrift", die ältesten erhaltenen Färbevorschriften in dt. Sprache von 1330.
Abgerundet wird das Werk von E.E. Ploss durch ein Quellen- und Literaturverzeichnis das keine Wünsche offen lässt und von der fundierten und umfassenden Recherche Ploss´zeugt.
Das Buch umfasst 166 Seiten mit 46 s/w Abbildungen, 16 Farbtafeln und 56 Vignetten.
Allein die stiefmütterlich bis inkorrekt wiedergegebenen chemischen Hintergründe der Naturfärbungen erinnern den vorgebildeten Leser an das Alter des Autors und der Drucklegung. Mit neueren Publikationen, wie bspw. Schweppe 1993, kann Ploss auf dem Gebiet der chemischen Hintergründe und Analysen nicht mithalten.
Dieses, zugegeben kleine, Manko wird durch die einzigartige Primärquellensichtung und -Sammlung vielfach wettgemacht.
Nach meiner Ansicht ein MUSS für den historischen Färber!
Leider ist das Buch nur noch ab und an antiquarisch zu bekommen (
http://www.abebooks.de http://www.zvab.de ), wer sich für die Thematik interessiert und die Möglichkeit hat es zu bekommen, sollte unbedingt zugreifen.
Gruß,
David