flinkhand

Spinnen am Spinnrad Teil 1

Bevor du mit dem Spinnen beginnst, solltest du dich mit deinem Rad vertraut machen und es richtig einstellen. Am besten beginnst du damit, einen Anspinnfaden an der Spule zu befestigen und diesen über die Häkchen durch das Einzugsloch zu fädeln.

Man kann einen beliebigen Faden als Anspinnfaden verwenden – ich nehme gerne einen ca. 1-1,5 m langen Faden und knoten die Enden zusammen. Dann lege ich ein „Ende“ des Doppelfadens als Schlaufe über die Spule, führe das andere Ende um die Spule herum und ziehe es durch die Schlaufe. Dann ziehe ich den Doppelfaden fest und führe ihn über die Häkchen durch das Einzugloch. (Weiter unten hier in der Anleitung findest du ein Video, in dem ich das zeige.) Man kann aber auch einen einfachen Faden nehmen, und diesen an der Spule einfach festknoten.

Nun mußt du dein Rad noch richtig einstellen.

Je nachdem, welches Spinnrad du hast, gibt es unterschiedliche Systeme. Bei allen Spinnrädern gilt aber, die richtige Übersetzung zu wählen und den Einzug zu regulieren.

Diese müssen justiert werden, bevor du zu spinnen anfängst, damit das Rad auch genau das tut, was du möchtest.

Die richtige Übersetzungsrate

uebersetzung.jpg

Bei der Übersetzung geht es um die Geschwindigkeit, in der sich der Spinnflügel dreht, wenn du das Rad trittst. Natürlich kannst du schneller oder langsamer treten, und so ebenfalls das Tempo bestimmen. Die richtige Übersetzung hilft dir jedoch dabei.

Mit der Übersetzung wird ausgedrückt, wie oft sich der Spinnflügel um die eigene Achse dreht, wenn das große Schwungrad eine komplette Drehung macht. Das wird in Zahlen wie z.B. 6.5 oder 14 angegeben. Mit einer Übersetzung von 6.5 ist gemeint, dass sich der Flügel 6 ½ mal dreht, während das Schwungrad eine Runde macht. Das ist relativ wenig. Höhere Übersetzungsraten stehen also für mehr Tempo.

Wenn sich der Spinnflügel schneller dreht, geht mehr Drall in den Faden. Er wird also fester. Bei weniger Drall wird er weniger fest, bei zu wenig Drall, wird er dir reißen.

Dicke Garne brauchen weniger Drall, dünne Garne hingegen mehr. Auch beim Zwirnen nimmt man in der Regel eine niedrigere Übersetzung als beim Spinnen. Aber dazu kommen wir noch.


Anfänger müssen erst einmal einen Rhythmus finden und geben in der Regel viel zu viel Drall in den Faden. Daher ist es am Anfang gut, wenn du eine möglichst kleine Übersetzungsrate auswählst. Die kleinste Übersetzungsrate ist die auf deinem größten Wirtel.

Die meisten Spinnräder haben einen abgestuften Wirtel, über den der Antriebsiemen läuft. Hier kannst du auswählen, ob du diesen auf eine kleine oder eine große Stufe auf dem Wirtel legst. Kleiner Wirtel bedeutet wie gesagt hohe Übersetzung, großer wirtel niedrige Übersetzung. Wenn dein Spinnrad dies nicht hat, schau mal in deiner Anleitung, wie man die Übersetzungsrate bei deinem Rad ändert.

→ Niedrige Übersetzung = großer Wirtel = wenig Drall
→ Hohe Übersetzung = kleiner Wirtel = viel Drall


Ist diese nun eingestellt, kümmern wir uns um den zweiten Punkt: Die Stärke des Einzugs.

Regulieren des Einzugs

spulbremse.jpg

Mit der Stärke des Einzugs ist gemeint, wie schnell das Rad den Faden, den du spinnst, einzieht und auf die Spule bringt. Ist der Einzug zu schwach eingestellt, wird der Faden kaum oder gar nicht eingezogen. Dies führt dazu, dass immer mehr Drall in den Faden geht und dieser nur langsam auf die Spule gewickelt wird. Das ist gar nicht gut, denn wir wollen ja, dass der gesponnene Faden auf die Spule gewickelt wird, ohne Faxen zu machen.

Der Einzug muß also stärker eingestellt werden. Aber Achtung! Das Spinnrad darf dir den Faden nicht aus der Hand reißen! Die optimale Einstellung ist so, dass das Rad alles nimmt, was du ihm gibst, aber nicht am Faden zerrt oder dir diesen aus der Hand reißt.

Um das zu justieren, gibt es – je nach Spinnrad – mehrere Möglichkeiten.

Bei Rädern mit einer Spulenbremse wird der Einzug erhöht, je mehr man die Bremse anzieht. Also führt ein strafferer Faden der Spulebremse zu einem stärkeren Einzug.

fluegelbremse.jpg

Bei Flügelgebremsten Rädern ist es ähnlich. Die Bremse des Flügels wird angezogen, um den Einzug zu erhöhen.

Bei zweifädigen Spinnrädern wird in der Regel der Einzug dadurch erhöht, dass man den Antriebsriemen strafft. Auch hierfür gibt es bei jedem Rad eine entsprechende Drehvorrichtung. Beim zweifädigen Ashford Traditional muß man hierfür z.B. die Schraube mit dem Knauf unter dem Flügel hochdrehen, so dass sich der Abstand zwischen Schwungrad und Flügel erhöht. So wird der Antriebsiemen gestrafft und der Einzug erhöht.

Um zu testen, ob der Einzug die richtige Stärke hat, hält man den Anspinnfaden beim Treten kurz fest (wird er nicht aus der Hand gerissen, ist das gut), und führt ihn dann Richtung Einzugsloch. Nimmt das Rad „das Futter“, so ist der Einzug richtig eingestellt. Nimmt das Rad den Faden nicht auf, muß der Einzug weiter erhöht werden.

Auf zur Trockenübung!

Wenn du noch nie an einem Spinnrad gesessen hast, dann übst du am besten erstmal ohne Wolle einfach nur das Treten, sozusagen im Leerlauf. Da sich ein Spinnrad in beide Richtungen treten läßt (also im Uhrzeigersinn und gegen den Uhrzeigersinn), muß man als Anfänger ganz schön aufpassen, dass man die Drehrichtung nicht beim Spinnen verändert. Das passiert gerne, wenn man zwischendurch aufhört zu treten oder nicht gleichmäßig tritt.

Übe also bitte erstmal, das Spinnrad in eine Richtung arbeiten zu lassen. Es ist später eine Frage der Hand-Fuß-Koordination, die dir in Fleisch und Blut übergehen wird wie beim Fahradfahren.

Im Uhrzeigersinn oder gegen den Uhrzeigersinn?

Spinnräder lassen sich in beide Richtungen drehen, und im Grunde ist es egal, in welche Richtung man spinnt (solange man die Richtung immer beibehält).

Es hat aber einen Vorteil, wenn man immer im Uhrzeigersinn spinnt: Nimmt man später handgesponnene und verzwirnte Wolle zum Stricken, dann arbeitet es sich besser mit einem Garn, das im Uhrzeigersinn gesponnen und gegen den Uhrzeigersinn verzwirnt wurde. Macht man es umgekehrt, so hat der Faden Tendenz, sich bei Stricken aufzudrehen. Das ist nicht so schön.

Ich würde jetzt nicht soweit gehen zu sagen, es sei ein ungeschriebenes Gesetz (obwohl das z.B. in Amerika wirklich so ist), aber am besten spinnt man immer im Uhrzeigersinn und zwirnt dann entgegengesetzt.

Es ist auch gut, diese Regel immer zu befolgen, weil man sich dann nicht merken muß, in welche Richtung man ein Spule vollgesponnen hat, die man später mit einem weiteren Faden verzwirnen will, der noch nicht gesponnen ist. Ist es immer die gleiche Richtung, muß man sich sonst nichts merken.

Damit also am Ende alles gut wird, gilt:

→ Spinnen im Uhrzeigersinn, verzwirnen gegen den Uhrzeigersinn

Das Anspinnen

Video zum Thema "Anspinnen"Wenn du wie ich eine Schlaufe nimmst statt eines Einzelfadens, ist das Anspinnen total einfach. Zupf einfach eine Stückchen Rohwolle aus deinem Bestand (Band oder Vlies) in die Form einer Spitze, führe diese durch die Schlaufe und knicke das Ende um. Das Ende legst du wieder zur Rohwolle, so dass es auch eine Schlaufe macht. Festhalten und langsam beginnen zu treten.



Wenn du auf den Link klickst, kommst du zum YouTube Video!

Hast du einen einzelnen Faden, reißt dir dein Faden beim Spinnen oder möchtest du neue Rohwolle ansetzen, gehst du folgendermaßen vor: Lege einfach das Ende deines Fadens in die Rohwolle hinein und beginne vorsichtig zu treten und Wolle zusammen mit dem Faden aus dem Bestand zu ziehen. Faden und Rohwolle verbinden sich dann, und du kannst weiterarbeiten.

Das Spinnen

So, alles ist eingestellt, du hast treten geübt, und der Faden ist an der Rohwolle dran. Zeit loszulegen.

Das Ganze ist ein Rhythmusübung. Die Hände ziehen nach und nach ein wenig Rohwolle aus dem Bestand, der durch das Treten des Spinnrades gezwirnt wird. Das ist im Grunde nicht schwieriger als Fahradfahren. Der Trick dabei ist aber, nicht zu viel und nicht zu wenig Drall in den Faden zu geben, so dass du am Ende einen schönen Faden bekommst. Dafür braucht man Übung und darf, wie beim Handspinnen auch, den Drall nicht in die unverarbeitete Rohwolle lassen.

Du wirst sehen, dass eine deiner Hände die Rohwolle aus dem Bestand zieht während die andere Hand die Rohwolle festhält. Die Hand, mit der Du die Rohwolle hältst, ist deine „Faserhand“ oder die hintere Hand. Die andere, mit der du arbeitest, ist deine „Zupfhand“, „Arbeitshand“ oder vordere Hand. Welche Hand was macht, sagt dir normalerweise automatisch den Unterbewustsein – das heißt, du wählst das automatisch aus. Es hat auch nichts mit Rechts- oder Linkshänder zu tun. Intuitiv nimmst du die Rohwolle in eine Hand und zupst mit der anderen. Ist das bei dir nicht so, dann kannst du auch ausprobieren, wie herum du dich wohler fühlst. Das ist bei jedem Menschen anders. Richte dich also bitte nach deinem Gefühl und nicht danach, was du bei einem anderen Spinner gesehen hast.

Deine Faserhand hält also die Rohwolle fest, während die andere Hand Wolle aus dem Bestand zupft, die dann zum Faden wird. Es gibt mehrere Optionen, die Faser herauszuziehen und zu verarbeiten. Im Video werden dir die einfachsten Möglichkeiten gezeigt.

Nun kannst du zunächst üben, so dass dein Faden gleichmäßig wird und eine ausgewogene Portion Drall bekommt.

Auch hier kommst zu beim Anklicken des Bildes auf ein YouTube Video!

Hier geht es weiter zu Teil 2 (einfach auf diesen Text klicken).

Artikel erstellt: 18.03.2007 Author: Flinkhand
Artikel geändert: 2024/04/11 Author: Flinkhand
valid-xhtml valid-css valid-rss get Firefox get phpwcms PageRank Checking Icon