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Anleitung Zwei-Loch Technik

Die Zwei-Loch Technik ist nicht wirklich für Anfänger geeignet, die sich vorab noch nicht in weniger aufwendigen Techniken wie z.B. Doubleface geübt haben. Es bedarf einer etwas geschickteren Manipulation der Brettchen, weil pro Brettchen nur zwei Fäden in den gegenüberliegenden Löchern geschärt sind. Das führt dazu, daß der Brettchenstapel nicht sehr "stabil" ist und die einzelnen Brettchen gern mal in eine Querlage verrutschen, wenn die Spannung der Kettfäden nicht richtig ausgewogen ist.

Wer sich also an die Zwei-Loch Technik wagen möchte, sollte vorab schon Kenntnisse im Doubleface mitbringen, und auch die Sulawesi Technik verinnerlicht haben. Ich beziehe mich hier ganz bewußt auf die Sulawesi Technik, weil sie auf genau dem gleichen Prinzip aufbaut wie die Zwei-Loch-Technik, nur daß anstelle von vier Kettfäden je Brettchen hier nur zwei verwendet werden.

Das Sulawesi Grundprinzip gilt auch hier!

Wer in Sulawesi Technik weben kann, kann eigentlich auch schon in Zwei-Loch-Technik weben! Das Prinzip ist genau das Gleiche, deshalb ist es bereits an dieser Stelle sinnvoll und nützlich, sich die Anleitung zum Sulawesi noch einmal anzusehen, bevor wir hier weitermachen. Ich werde deshalb hier auch nicht alles wiederholen, was in der Sulawesi Anleitung bereits im Detail geschrieben wurde.

Im Gegensatz zur Schärung für Sulawesi verwenden wir aber bei der Zwei-Loch-Technik nur zwei Kettfäden je Brettchen - deshalb heißt die Technik ja auch so :o)

 

Diese beiden Kettfäden haben unterschiedliche Farben (eine helle und eine dunkle) und werden durch zwei diagonal gegenüberliegende Löcher eines Brettchens geschärt. Hierfür eignet sich auch wieder ganz hervorragend der Endloseinzug. Man kann auch sagen, daß man einen Sulawesi Einzug macht, wobei man die beiden gleichfarbigen Kettfäden aber wegläßt und nur die beiden übrigen Kettfäden beibehält. Der Einzug sieht für 12 Brettchen wie hier rechts abgebildet aus.

 

2_loch_schaerung.jpg
2_loch_blanco.jpg

Auch hier müssen wir wieder peinlich genau auf die richtige Schärung und Ausgangsposition der Brettchen achten, damit später das Muster auch so entsteht, wie wir es haben wollen. Hier rechts habe ich schon mal den Webbrief für ein einfarbiges Band eingefügt - wie man sieht, arbeiten wir beim Weben auch wie gehabt mit zwei Vorwärts- und zwei Rückwärtsdrehungen. Das Ganze sieht auch wieder ganz genauso aus, wie wir es vom Sulawesi kennen.

Wer jetzt schon so weit ist, wird aber feststellen, daß es nicht ganz so leicht ist, die Brettchen in diesem Einzug zu handhaben, weil die beiden diagonal eingezogenen Kettfäden immer dazu tendieren, die Brettchen hochkant zu stellen. Dazu kommt, daß die Brettchen in ihrer Ausgangsposition wechselnd mit den Kettfäden mal vorne oben / hinten unten und mal vorne unten / hinten oben geschärt sind, so daß sie leicht aus der gewünschten Position herausflutschen können (und das auch noch in unterschiedliche Richtungen). Diesen Effekt gilt es natürlich zu vermeiden, weil wir sonst gar nicht mehr durchblicken und der Brettchenstapel "auseinanderfällt".

Um das zu vermeiden, müssen wir darauf achten, daß die Spannung der Kettfäden nicht zu hoch ist. Außerdem macht es Sinn, entweder den Brettchenstapel durch ein Band zu sichern, wenn man gerade nicht damit arbeitet, oder aber einen dünnen Stab (Schaschlickspieß, Bleistift, Stricknadel o.ä.) durch ein Loch im Stapel zu schieben und ihn so daran zu hindern, aus der Position zu rutschen.

Beim Weben selbst ist aus diesem Grund auch das Weben in zwei Päckchen nicht wirklich sinnvoll, weil man das dann so schlecht im Griff hat. Stattdessen arbeiten wir mit beiden Händen und halten die noch nicht gedrehten Brettchen mit der rechten, die bereits gedrehten Brettchen mit der linken Hand fest. Und während wir alles mit den Händen sichern müssen wir gleichzeit auch Brettchen für Brettchen in die eine oder andere Richtung drehen. Das sollte beim Üben am einfarbigen Band noch nicht so schwierig sein, weil wir hier ja noch keine einzelnen Brettchen in unterschiedliche Richtungen drehen müssen, aber wir wollen ja auch ein Muster aufs Band bekommen.

bathilde_muster.jpg

Als Übungsmuster dient uns hier die Vorlage der heiligen Bathilde von Chelles (merowingisch, 860 n. Chr.), die dieses Band als Ärmelborte trug. Damit haben wir eine relativ einfache Vorlage, die auch noch ein super authentisches Band ergibt. Randbrettchen habe ich hier nicht eingezeichnet, weil man die nach Belieben selbst hinzufügen kann und sie für die Erklärung der Technik nicht relevant sind. (Das Muster ist übrigens auch in der Sektion Muster als PDF zum Download verfügbar.)

Wie wir hier rechts sehen können, ist der Aufbau auch wieder ganz genau wie beim Sulawesi - es ist genau das gleiche System. Die einfarbige Fläche wird durch zwei Vierteldrehungen der Brettchen in die entgegengesetzte Richtung aufgehoben, so daß an dieser Stelle die Musterfarbe an die Oberfläche kommt. Das kennen wir  wir ja nun schon zu Genüge sowohl vom Doubleface als auch vom Sulawesi.

Zum Üben sollten diese 12 Brettchen mehr als genug sein, weil es doch etwas Fingerfertigkeit braucht, die Brettchen gleichzeitig festzuhalten und einzeln (bzw. paarweise) zu drehen. Das Muster hier in der Vorlage ist übrigens auch ganz prima geeignet, weil sich die Kettfäden am Ende des Rapports wieder in die Ausgangsposition begeben und sich nichts endlos verzwirnt.


Fehlerbehebung:

Nun wird es (gerade am Anfang) wohl doch ab und zu passieren, daß einem die Brettchen aus der Hand rutschen und/oder ein Webfehler auftaucht. Da wir aber nur jeweils zwei Kettfäden pro Brettchen haben, kann das schon mal ziemlich verwirrend sein, wenn man ein Stück zurückweben muß oder alles wieder in Position zu bringen hat. Denn im Gegensatz zu den mit vier Fäden geschärten Brettchen haben wir hier ja keine Verdrillung bei jeder einzelnen Vierteldrehung der Brettchen. Es kommt also regelmäßig vor, daß ein Faden, der zunächst vorne oben war, nach der Drehung vorne hinten ist. Dabei findet kein Verdrillen statt, und es ist nicht auf den ersten Blick zu sehen, ob der Faden vorne oder hinten sein muß, wenn man sich einmal verwebt hat.

Am besten orientieren wir uns in diesem Fall an der Ausgangsposition der Brettchen. Da wir ja immer zwei Vierteldrehungen (entweder vorwärts oder rückwärts) machen, befinden sich bei einer einfarbigen Fläche nach diesen zwei Drehungen alle Kettfäden einer Farbe entweder vorne oder hinten. Am Anfang sind die Kettfäden der Hintergrundfarbe vorne, nach zwei Vierteldrehungen hinten. Nach zwei weiteren Vierteldrehungen sind sie wieder vorne usw. An den Stellen, wo wir ein Muster haben, ist es genau umgekehrt. Musterfäden sind vorne, während Hintergrundfäden hinten sind und umgekehrt.

Wir müssen also als erstes wieder in eine Position zurück, wo wir wieder zwei Drehungen eines Rapports vor uns haben (entweder vorwärts oder rückwärts). Dabei kann man sich z.B. auch an der Lage des Webschiffchens orientieren. Zu Beginn meiner Webarbeit ist mein Webschiffchen immer links von der Webarbeit, nach der ersten Reihe ist es rechts von mir. So weiß ich immer, ob ich eben eine ungerade (1, 3, 5 usw.) oder eine gerade (2, 4, 6 usw.) Reihe aus meinem Webbrief gewebt habe und finde mich besser zurecht.

Wenn wir dann wieder in der Ausgangsposition sind (und sich das Webschiffchen wieder links von der Webarbeit befindet), bringe ich meine Brettchen wieder in die Ausgangsposition, die ja oben im Schärbrief abgebildet ist. 

Artikel erstellt: 18.03.2007 Author: Flinkhand
Artikel geändert: 2024/04/11 Author: Flinkhand
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