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Farbwechsel beim Köper

Wie im Artikel Köpertechnik bereits erwähnt, wird ein Farbwechsel genau wie beim Doubleface dadurch erreicht, daß man ein Brettchen mehr als zweimal in die gleiche Richtung dreht. Da jedes Brettchen mit zwei nebeneinander liegenden Farben, also dunkel/dunkel/hell/hell bezogen ist, kann es ja auch gar nicht anders sein. Wir hatten ja auch schon festgestellt, daß ein einfarbiges Band dadurch gewebt wird, daß immer schräg versetzt je zwei Drehungen in eine und dann wieder in die andere Richtung gedreht wird.

koeper_farbwechsel-s.jpg

Um also einen Farbwechsel hervorzubringen, werden die Brettchen, anstatt die Drehrichtung nach zwei Vierteldrehungen umzukehren, weiter in die gleiche Richtung gedreht. Auch dies geschieht natürlich für jedes Brettchen einzeln und nicht im Paket. Schauen wir uns doch mal an, wie man eine diagonale Linie in ein Band bekommt:

 

Die Abbildung hier links zeigt die Vorlage für eine Diagonale, die von links unten nach rechts oben verläuft. Sie ist mit umrandeten Kästchen dargestellt, wobei die Linie nur hier im Webbrief gezackelt ist, weil sie der Darstellung der Kästchen folgt. Im Gewebe entsteht aber eine saubere Schräglinie. Auch in diesem Webbrief sind wie vorher auch schon alle Vorwärtsdrehungen durch weiße Kästchen dargestellt, alle grauen Kästchen stehen für Rückwärtsdrehungen. Gelesen wird von unten nach oben. Alle Brettchen sind s-geschärt. Die Ausgangsposition der Brettchen wird im Artikel Köpertechnik erläutert.

 

Um eine solche Linie wie die hier dargestellte zu bekommen, muß man auf zwei Punkte achten:

 

1. Der Farbwechsel erfolgt nach zwei Drehungen in eine Richtung, wobei die gleiche Drehrichtung weiter fortgeführt wird!

 

2. Eine saubere Linie erhalten wir hier nur, wenn der Farbwechsel aus einer Vorwärtsdrehung erfolgt (S-Schärung)!

 

Diese beiden Punkte sind ungeheuer wichtig, weil durch sie einerseits der Farbwechsel selbst und andererseits die Linienführung als ungebrochene Linie bestimmt wird. Farbwechsel und Drehrichtung sind also gleichermaßen von Bedeutung, denn wenn man nicht aufpaßt, hat man zwar vielleicht die Musterfarbe oben aber das Muster selbst entsteht in gezackelten Linien, weil man eventuell die richtige Drehrichtung nicht beachtet hat. Bevor wir nun weiter in die Tiefen des Farbwechsels selbst eintauchen, hier noch einmal die Regeln für eine saubere Linienführung beim Köpern:

Für die S-Schärung

Wenn die Brettchen s-geschärt sind, ergibt sich eine Verlaufsrichtung des Musterfadens wie folgt:

/ bei einer Vorwärtdrehung

\ bei einer Rückwärtsdrehung

Wenn der Linienverlauf also von links unten nach rechts oben gehen soll, muß der Farbwechsel aus einer Vorwärtsdrehung heraus erfolgen. Bei einer Linie von rechts unten nach links oben muß der Farbwechsel entsprechend aus einer Rückwärtsdrehung erfolgen.

Für die Z-Schärung:

Wenn die Brettchen z-geschärt sind, ergibt sich eine Verlaufsrichtung des Musterfadens genau umgekehrt:

/ bei einer Rückwärtdrehung

\ bei einer Vorwärtsdrehung

Wenn der Linienverlauf also von links unten nach rechts oben gehen soll, muß der Farbwechsel aus einer Rückwärtsdrehung heraus erfolgen. Bei einer Linie von rechts unten nach links oben muß der Farbwechsel entsprechend aus einer Vorwärtsdrehung erfolgen.

Z-Schärung \ = vorwärts

Z-Schärung / = rückwärts

S-Schärung / = vorwärts

S-Schärung \ = rückwärts

Nachdem wir diesen Punkt geklärt haben, kommen wir nun auch schon zum nächsten Problem. Denn in dem Beispiel hier oben haben wir nun zwar eine schöne glatte Diagonale, die auch prima in unsere Köperstruktur paßt. Wir müssen nur die entsprechenden Brettchen weiterhin in eine Richtung (vorwärts) drehen, um die Diagonale zu erhalten. Anschließend machen wir einfach in der einfarbigen Köperstruktur weiter, und alles ist in bester Ordnung. Aber wie bekommen wir denn jetzt eine Diagonale in die andere Richtung hin? Die Regeln zur Drehrichtung sagen uns ja, daß wir eine saubere Diagonale in S-Schärung von rechts unten nach links oben nur bekommen, wenn wir mit Rückwärtsdrehungen arbeiten. Das paßt aber nun so gar nicht mehr in unsere einfarbige Köperstruktur, und wir können das oben im Beispiel gezeigte Schema so nicht anwenden.

Was machen wir also? Wir müssen uns unser Muster so zurechtlegen, daß es möglich wird, die Diagonale aus Rückwärtsdrehungen heraus zu weben. Um das möglich zu machen, arbeiten wir mit Flottierungen. Bevor ich nun erkläre, was eine Flottierung ist und wie sie funktioniert, hier erstmal der Webbrief für eine Diagonale von rechts unten nach links oben in S-Schärung:

Man kann auf den ersten Blick sehen, daß die Köperstruktur hier unterbrochen wurde, um diese Diagonale ins Muster zu bringen. Doch noch etwas anderes fällt auf: Um nämlich zu gewährleisten, daß die Musterfarbe aus Rückwärtsdrehungen heraus gebildet wird, war es an manchen Stellen notwendig, bereits vor dem eigentlichen Farbwechsel den Drehrhythmus 2 vor - 2 zurück zu unterbrechen (siehe Abbildung hier unten mit den roten Markierungen). Man kann vielleicht als Vergleich sagen, daß man einfach einen Schritt rückwärts gemacht hat, um wieder in den Gleichschritt zu kommen.

koeper_farbwechsel-s2.jpg
koeper_farbwechsel-s2a.jpg

Die hier markierten Punkte, die jeweils eine Vierteldrehung rückwärts und eine Vierteldrehung vorwärts ausmachen, nennt man Flottierungen. An diesen Stellen wird sozusagen “geschummelt”, um das Muster in die gewünschten Bahnen zu lenken.

Wenn man eine solche Flottierung webt, ändert sich die Farbe im Muster nicht, aber der Drehrhythmus des Brettchens kann angepaßt werden. Beim Weben der Flottierung (also 1 x vor und 1 x zurück) wird der Faden des Brettchens, der bei diesen beiden Drehungen oben bleibt, nicht mit eingewebt sondern “treibt” (flottiert aus dem frz. “flotter”) frei an der Oberfläche der Webarbeit.

Wenn nun normal weiter gewebt wird, wird natürlich auch dieser Faden wieder im Gewebe eingewebt, und es ist nichts Schlimmes passiert.

Der Farbwechsel wird also wenn nötig durch ein Flottierung eingeleitet, um zu gewährleisten, daß er aus der gewünschten Drehrichtung heraus entsteht. Eine Flottierung entspricht einer Vierteldrehung in die eine und einer Vierteldrehung in die andere Richtung, im Gegensatz zum normalen Köperweben in zwei Vierteldrehungen vor und zwei Vierteldrehungen zurück.

Die Flottierung wird also bereits vor dem Farbwechsel vollzogen und leitet diesen sozusagen ein. Zur Erinnerung: Die Drehrichtung ist für die Verlaufsrichtung des Fadens sehr wichtig, damit eine glatte Linien entsteht und nicht etwa eine gezackelte, durchbrochene Linie (s.o.).

Nachdem der Farbwechsel vollzogen ist, wird erneut eine Flottierung gewebt, damit man wieder in die ursprüngliche Köperstruktur zurückkommt und das einfarbige Gewebe darüber auch die gleiche saubere Struktur wie am Anfang bekommt.

Dieses System kann man nun sowohl auf S-Gratköper als auch auf Z-Gratköper anwenden. Ebenso gilt es entsprechend für Gewebe in S- wie in Z-Schärung (schaue hierzu ggf. nochmal den Artikel Köpertechnik an). Wie man ein Muster selbst erstellen kann, erfährst du in der Sektion Musterentwurf.

Artikel erstellt: 18.03.2007 Author: Flinkhand
Artikel geändert: 2024/04/11 Author: Flinkhand
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