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Welches Rad ist das Richtige?

Die Wahl des richtigen Spinnrads

Es gibt eine große Auswahl an Spinnrädern auf dem Markt. Sie sind unterschiedlich aufgebaut und funktionieren mit verschiedenen Techniken. Welches Rad für Dich das Richtige ist, kommt darauf an, was Du damit machen möchtest und was Dir persönlich am besten gefällt. Vieles ist Geschmackssache, manches aber auch für einen bestimmten Bedarf gedacht.

Um Dir bei der Auswahl des richtigen Spinnrads zu helfen, erkläre ich Dir hier, welche Unterschiede es gibt und wie sie sich auswirken. So kannst Du vielleicht besser entscheiden, welches Rad für Dich das Richtige ist.

 

Ziege oder Bock?

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Man unterscheidet zwei Aufbauformen bei Spinnrädern: Die “Ziege” und den “Bock”.

Ziegen sind Spinnräder, die den Spinnflügel neben dem Rad haben, wie z.B. das Ashford Traditional oder Kromski Symphony oder Schacht Reeves. Hier befindet sich der Spinnflügel in der Regel links vom eigentlichen Rad.

Böcke sind all die, die den Spinnflügel über dem Rad haben, wie das Ashford Kiwi, das Louet oder auch das Lendrum. Natürlich gibt es noch viele andere Marken und Modelle, aber alle sind entweder Ziege oder Bock.

Die Auswahl ist zunächst einmal Geschmackssache, wobei Böcke in der Regel etwas weniger Platz verbrauchen und ganz oft auch einen Doppeltritt haben. Dazu kommen wir jetzt:

Einfachtritt oder Doppeltritt?

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Spinnräder haben entweder ein oder zwei Pedale zum Treten des Rades. Man nennt die Ausstattung mit einem Pedal “Einfachtritt” und mit zwei Pedalen “Doppeltritt”.

Nun gibt es Menschen, die sagen, mit Doppeltritt für beide Füße sei das Treten einfacher als bei einem Einfachtritt. Ich behaupte jedoch, auch das ist Geschmacksache. Ich habe mit einem Ashford Traditional mit Einfachtritt das Spinnen gelernt, und es war ganz und gar nicht schwierig.

Manche sagen auch, dass man bei einem Doppeltrittrad gerade davor sitzt, und das ist dann besser für den Rücken. Das mag vielleicht bei Kindern zutreffen. Man kann aber auch bei Rädern mit Einfachtritt eine ordentliche Sitzposition einnehmen.

Einfädiges oder zweifädiges Rad?

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Bei einfädigen Spinnrädern geht der Antriebsriemen einmal um das Rad und den Flügel herum, und es liegt nur ein Band auf dem Schwungrad. Dabei kann das Band entweder über den Wirtel geführt sein oder über die Spule, je nach Modell. Bei Ashford und den meisten anderen Rädern (Majacraft, Kromski usw.) wird der Antriebsriemen über den Flügel geführt.

Bei zweifädigen Rädern wird ein sehr langes Band zweimal um das Schwungrad gelegt, dabei einmal über den Wirtel und das Rad und einmal über die Spule und wieder über das Schwungrad. Das Band hat das also die Form einer in der “Taille” umgeknickten Acht und ist doppelt so lang wie beim einfädigen Spinnrad.

Der Unterschied liegt darin, dass bei einem zweifädigen Rad der Drall und der Einzug gleichmäßiger verteilt werden, was besonders bei feinen traditionellen Garnen ein Vorteil ist. Möchte man also gerne feine gleichmäßig dünne Garne spinnen, kann man durchaus mit einem Zweifädigen liebäugeln. Möchte man aber ein weiter gefächertes Spektrum spinnen, wie zum Beispiel mit einem langen Auszug oder auch mit Art Yarns, dann ist das einfädige Rad vielleicht besser.

Gleichmäßiger Drall und Einzug sind in diesem Fall nicht gewünscht. Beim langen Auszug gibt man ja zunächst Drall in den Faden, um dann in einem zweiten Schritt den Faden schnell auf die Spule zu geben. In diesem Fall eignet sich ein einfädiges Spinnrad vielleicht besser.

Das heißt jetzt nicht, dass man mit einfädigen Rädern keine feinen Garne spinnen kann - es zeigt nur eine Tendenz zu dem Rad, das für deinen Bedarf optimal wäre.

Spulenbremse oder Flügelbremse?

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Man unterscheidet Spulenbremse, Flügelbremse und zweifädige Räder. Für das zweifädige Rad benötigt man nicht unbedingt eine Bremse, da dies über die Spannung des Antriebsriemens justiert wird.

Flügelgebremste Räder haben den Antriebsriemen um die Spule herum laufen. Der Flügel selbst wird dann durch eine variable Konstruktion gebremst, z.B. durch eine Klemme, die man anziehen kann oder durch ein Stück Leder, das man festzieht. (Auf englisch nennt man das “Irish Tension”, also Irische Spannung in der wörtlichen Übersetzung). Flügelgebremste Räder eignen sich besser für dickere Garne und zum Zwirnen.

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Häufiger treffen wir auf die Spulenbremse. Hier läuft der Antriebsriemen über den Wirtel des Flügels und ein zusätzlicher Faden oder Anglerschnur wird über die Spule gelegt. Die Spannung des Fadens kann justiert werden. (“Scotch Tension”, also Schottische Spannung). Mit Rädern mit Spulenbremse kann man ein weiteres Spektrum an Garnen spinnen und zwirnen.

Der Spannungsregler dient dazu, die Stärke des Fadeneinzugs zu regulieren. Bei wenig Spannung wird der Faden nicht stark eingezogen, bei viel Spannung geht er sehr schnell auf die Spule. Hier muss man ausprobieren, wie hoch die Spannung sein muss, damit das Rad nur das nimmt, was man ihm gibt (also Einzug ja, aber nicht so stark, das es einem den Faden aus der Hand reißt).

Bei zweifädigen Spinnrädern wird der Einzug dadurch erhöht, dass man den Antriebsriemen strafft. Auch hierfür gibt es bei jedem Rad eine entsprechende Drehvorrichtung. Beim zweifädigen Ashford Traditional muß man hierfür z.B. die Schraube mit dem Knauf unter dem Flügel hochdrehen, so dass sich der Abstand zwischen Schwungrad und Flügel erhöht. So wird der Antriebsiemen gestrafft.

Die Übersetzung

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Spinnräder haben Übersetzungsraten, die uns schon im Vorfeld Auskunft darüber geben, was man mit einem Rad machen kann. Viele Räder bieten mehrere Übersetzungen an, je nachdem über welchen Wirtel oder welche Rille im Schwungrad man den Antriebsriemen führt.

Die Übersetzungsrate ist das Verhältnis von einer Drehung des Schwungrades zur Anzahl der Drehungen des Wirtels und damit des Spinnflügels. Dies wir dann nur mit dem Faktor "Wirtel und Flügeldrehung" ausgedrückt.

Ein Beispiel: Das Ashford Traditional bietet die Übersetzungsraten 6.5, 12.5 und 17.5, je nachdem, ob man den Faden über einen kleinen oder einen großen Wirtel führt. Auf dem größten Wirtel dreht sich der Spinnflügel 6,5 Mal, wenn das Schwungrad eine komplette Runde gedreht wird. Beim kleinsten Wirtel sind es 17,5 Spinnflügeldrehungen bei einer ganzen Schwungraddrehung.

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Wenn sich der Spinnflügel öfter pro Schwungradrunde dreht, bekommt der Faden beim Spinnen mehr Drall als bei einer niedrigeren Übersetzung. Deshalb sind hohe Übersetzungen besser für dünne Garne geeinget (die viel Drall brauchen). Niedrige Übersetzungen dagegen sind vor allem beim Spinnen dicker Garne vorteilhaft, weil man da nicht viel Drall braucht.

In der Praxis heißt das, dass man für dicke Garne und zum Zwirnen eher den großen Wirtel verwenden, zum Spinnen von feinen Garnen, die viel Drall brauchen, einen kleinen Wirtel.

Es ist immer ein Vorteil, wenn ein Spinnrad mehrere Übersetzungen bietet. Um so vielfältiger sind dann auch die Möglichkeiten.

Was ist noch wichtig?

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Du solltest bei Deiner Spinnradwahl vor allem überlegen, was Du mit Deinem Rad machen möchtest. Kleine Spulen sind für feine Garne ausreichend, aber bei dicken Garnen sind große Spulen natürlich besser.

Möchtest Du Vielseitigkeit, dann schau, ob es für das Rad auch als Zusatz einen großen Spinnflügel mit größeren Spulen für dickes Garn und / oder einen kleineren Flügel mit kleinen Spulen für besonders feine Garne gibt. Die großen nennt man in der Regel “Jumbo Flyer”, die kleinen “Fast Flyer”.

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Auch das Einzugsloch ist wichtig. Wie groß ist das Einzugsloch, passen da dicke Garne durch, wenn ich dick spinnen will? Steht das Einzugsloch vor oder ist es im Flügel versenkt? Das ist wichtig, wenn man Art Yarns spinnen möchte. Da ist ein versenktes Einzugsloch besser, weil man so ohne Verheddern einen Beilauffaden mit einspinnen kann.

Möchtest Du Dein Rad zu Hause nutzen oder damit auch unterwegs sein? Wie schwer ist das Spinnrad und kann man es gut transportieren, eventuell sogar zusammenklappen? Brauchst Du ein Reiserad mit Tasche oder eins, das gleichzeitig Deinen Wohnraum schmückt?

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Was ist im Paket enthalten? Bekommst Du zusätzliche Spulen und eine Lazy Kate zum Zwirnen, eine Haspel zum Abwickeln der Wolle von der Spule, oder musst Du das alles extra kaufen? All diese Fragen solltest Du klären und abwägen, denn ein Spinnrad – besonders ein Neues – ist schon eine Investition. Auf dem Markt gibt es keine qualitativ schlechten Räder, wenn man sie neu kauft. Alle Räder sind gut und haben ihre Vorteile. Es kommt halt immer darauf an, was Du für Dich selbst möchtest. Und es ist auch immer ein Frage der “Freundschaft”. Der eine kommt mit einem Rad wunderbar zurecht, ein anderer gar nicht. Wenn Du die Möglichkeit hast, probiere mehrere Räder vorher aus.

Und nun viel Spaß bei der Suche nach Deinem Spinnrad.

Artikel erstellt: 18.03.2007 Author: Flinkhand
Artikel geändert: 2023/08/25 Author: Flinkhand
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