Die Geschichte des Brettchenwebens ist eine sehr alte Geschichte, die sich über viele Länder unserer Erde erstreckt. Wie bei allen archäologischen Arbeiten ist es jedoch schwierig, eine genaue Identifizierung der ältesten Stücke vorzunehmen, zumal es nicht viele Spezialisten auf diesem Gebiet gibt, die brettchengewebte Bänder von anderen Techniken einwandfrei zu unterscheiden wissen. Dazu kommt, daß bei Ausgrabungen selten genug Textilfunde gemacht werden, da Textilien eine derartige Zeitspanne nur unter außergewöhnlichen klimatischen Bedingungen überdauern. Manchmal findet man anstelle von Textilresten aber auch Brettchen aus Holz, Horn oder anderen Materialien, so daß das Vorhandensein solcher Brettchen bei Ausgrabungen auch ein Indiz für die Bekanntheit dieser Technik sein kann.
Peter Collingwood hat in seinem Buch “The Techniques of Tablet Weaving” eine Fundliste von brettchengewebten Textilien erstellt, und es ist interessant zu sehen, wo diese überall gefunden wurden. Collingwood bezieht sich hierbei unter anderem auf Analysen von Margarethe Hald, Hans-Jürgen Hundt, Karl Schlabow und Marie Schuette, um nur ein paar Namen von Spezialisten auf dem Gebiet der Brettchenweberei zu nennen.
Laut Collingwood und Karl Schlabows „Textilfunde der Eisenzeit“ waren die frühesten Funde brettchengewebter Borten keine einzeln gewebten Bänder sondern dienten als Webkante für das Weben von Stoffen. Die Borte wurde so gewebt, daß der Schußfaden lang an einer Seite heraushing oder ein zweiter Faden in den Schuß eingelegt wurde, um so den späteren Kettfaden für das Weben von Stoffen zu bilden. Erst später fand man brettchengewebte Borten auch als Einzelstücke.
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Flinkhand Handarbeiten Brettchenweben Geschichte | 16.01.2021 |
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Die Geschichte des BrettchenwebensEin kurzer Abriss durch die Epochen
![]() Die gefundenen Bänder weisen auch in frühen Zeiten bereits komplizierte Webtechniken auf, die nicht mit den heute so beliebten Einzugsmustern (Schnurbindungsmustern) vergleichbar sind. Es ist nicht eindeutig geklärt, ob Bänder mit Einzugsmustern bereits vor langer Zeit gewebt wurden oder ob es sich hierbei um eine modernere Webtechnik handelt. Die bisherigen Funde deuten jedoch darauf hin, daß Einzugsmuster eine relativ moderne Webart sind. Im Gegensatz zu den anderen Techniken basieren Einzugsmuster nämlich auf einen mehrfarbigen Einzug der Kettfäden, der von Brettchen zu Brettchen unterschiedlich ist, so daß das Muster durch den Einzug definiert wird. Oft werden diese Brettchen alle gemeinsam in einem bestimmten Rhythmus gedreht, wodurch das Muster entsteht. Es ist wahrscheinlich, daß die Bänder, die vor der Moderne gewebt wurden, alle durch einen gleichartigen Einzug der Fäden durch alle Brettchen entstanden sind. Das heißt, daß z.B. immer je zwei Löcher in einer Farbe, und zwei Löcher in einer anderen Farbe geschärt wurden (wobei es andere Varianten gibt) und die Muster allein durch das Drehen einzelner Brettchen in unterschiedliche Richtungen entstanden. Eine weitere, bereits seit der Eisenzeit bekannte Methode der Musterbildung besteht im Auslassen von einzelnen Löchern. Die Borte vom Thorsberger Kittel, einem Morleichenfund, der auf das 3. Jhd. n. Chr. datiert wird, hat beispielsweise ein Strukturmuster, daß durch den Einzug von nur zwei Fäden je Brettchen ensteht. In Dätgen fand man wiederum ein Band in doppelseitig gewebter Technik, dem sogenannten Doubleface, und eines in Köpertechnik. Diese stammen ebenfalls aus dem 2. und 3. Jahrhundert. Funde aus ganz Europa (Deutschland, Dänemark, Spanien, Schweden, Griechenland, Polen u.a.) weisen darauf hin, daß bereits in den letzten sechs Jahrhunderten vor unserer Zeitrechnung mit Brettchen gewebt wurde. Auch fand man Nachweise in Ägypten. Doch als H. Stolpe 1876 seinen Bericht Über die Wikingerfunde in Birka veröffentlichte, war dies ein Anlaß für die Archäologen, neue Recherchen anzustellen. Zunächst einmal mußten die Techniken wiederentdeckt werden, um die Identifizierung von archäologischen Funden als Brettchenweberei erst zu ermöglichen. Hier spielte Margarethe Lehmann- Filhés eine entscheidende Rolle. Nach jahrelangen Recherchen und Ausprobieren vieler verschiedener Techniken veröffentlichte sie 1901 das Buch "Über Brettchenweberei", in dem Informationen über diese Technik aus vielen Ländern der Welt zusammentrug. Man fand noch aktive Brettchenweber in vielen Ländern, im Kaukasus, Burma, Algerien, im Yemen, der Slovakei, in Afghanistan, Norwegen und Island. |
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Artikel erstellt: 18.03.2007 Author: Flinkhand | |
Artikel geändert: 18.03.2017 Author: Flinkhand | |
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