Auch wenn es viele verschiedene Faserarten gibt, die sich zum Spinnen eignen, so gibt es doch manche, die für Anfänger besser geeignet sind als andere, einfach aufgrund der Tatsache, daß sie sich leichter verarbeiten lassen. Seide verspinnt sich zwar traumhaft, hat aber den Nachteil, daß es ein relativ kostspieliger Rohstoff ist, den man vielleicht nicht zum Üben verwenden sollte, bis die o.g. flauschigen schwangeren Regenwürmer im Faden verschwunden sind. Flachsfaser für die Herstellung von Leinen ist nicht sehr “handzahm” und sollte daher auch erst verwendet werden, wenn man schon ein bißchen mehr Erfahrung gewonnen hat. Am besten eignet sich für den Anfang also Wolle, die relativ günstig zu haben ist und sich gut verspinnen läßt.
Nun ist Wolle aber nicht gleich Wolle. Es gibt unbehandelte Rohwolle, Wolle im Vlies oder im Kammzug, Wolle mit vollem Fettgehalt oder gewaschene, entfettete Wolle, Merino-, Alpaka-, Fuchsschaf-, Gotland- oder Milchschafwolle usw. Vieles davon mag den Anfänger sicher etwas verwirren, daher bin ich bei den Spinnfasern etwas genauer darauf eingegangen. Für den Anfang eignet sich kostengünstige Milchschaf- oder Eiderwolle im Kammzug sehr gut, da diese bereits spinnfertig und leicht zu verarbeiten ist. Passende Rohwolle (und Spindeln) gibt es übrigens auch im Flinkhand Shop!
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Flinkhand Handarbeiten Spinnen Mit der Handspindel | 16.01.2021 |
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Spinnen mit der Handspindel
Es entbehrt nicht einer gewissen Faszination zu sehen, wie aus einem Stückchen Rohwolle ein Faden entsteht, den man “einfach so” selbst hergestellt hat. Natürlich braucht es ein bißchen Übung, bis ein gleichmäßiges Garn entsteht. Laß dich also nicht entmutigen, wenn du am Anfang eine Reihe “flauschiger schwangerer Regenwürmer” anstelle eines feinen gleichmäßigen Fadens zustande bringst. Du wirst sehen, daß es mit der Zeit immer besser wird. Die Wahl der FaserDie richtige SpindelEs gibt eine große Vielfalt an Handspindeln in verschiedenen Ausführungen, Größen und Gewichten. Für den Anfänger eignet sich eine Spindel, die sich möglichst lange selbständig dreht und dabei nicht zu leicht und nicht zu schwer ist. Mit sehr leichten Spindeln kann man zwar schön feine Garne spinnen, aber zu Beginn kommt es ja zunächst einmal darauf an, einen gleichmäßigen Faden zu produzieren, der ruhig etwas dicker sein darf. Je schwerer die Spindel ist, um so dicker muß der Faden sein, damit er nicht durch das Eigengewicht der Spindel reißt. Die kleine Spindel mit dem Tonwirtel (hier in der Abbildung ganz links) ist eine Rekonstruktion aus dem 12. / 13. Jahrhundert. Sie hat nicht sehr viel Drall und ist relativ leicht - daher für den Anfänger vielleicht nicht das beste Modell, obwohl es beim Mittelalter- Reenactment natürlich auch darauf ankommt, was authentisch ist. Zum Üben zu Hause ist meiner Meinung nach eine Tellerspindel (wie in der Mitte und rechts in der Abbildung) sehr gut geeignet. Diese drehen sich relativ lange von allein und haben auch meist ein ausreichendes Gewicht für den Anfänger. Das ist natürlich alles auch Geschmacksache, und ich kann nur von meiner eigenen Erfahrung ausgehen. Am besten ist es, für sich selbst auszuprobieren, womit man am ehesten klarkommt und welche Spindel jeder einzelne als angenehm empfindet. Das AnspinnenBevor man mit dem Spinnen beginnt, muß man erst einmal einen Anfang haben, an den man anspinnen kann. Hierfür eignet sich jedweder Faden, solange er sich am Ende ausfransen läßt. Diesen Faden nennt man Vorfaden. Such dir also einen ca. einen Meter langen Faden (z.B. von einem Knäuel gekaufter Wolle). Diesen Faden wickelst du ein paar mal um den Stab den Spindel genau über dem Wirtel oder Teller, so daß er sich nicht sofort wieder löst. Dann schlingst du den Faden einmal um die Spitze der Spindel, führst ihn wieder zurück und machst oben in Höhe der Kerbe eine halbe Schlinge (siehe Abbildung hier rechts). Schauen wir uns nun die Wolle an. Wolle im Kammzug ist bereits in eine Richtung gekämmt und besteht aus einem sehr langen Strang. Das ist natürlich viel zu viel auf einmal. Am besten teilst du den Anfang des Stranges und nimmst dir nur eine kleinen Teil davon, der vielleicht 30 cm lang und nicht mehr als 2 cm breit ist. Um dieses Stück vom restlichen Strang zu trennen nimmst du einfach die Hände und ziehst das von dir benötigte Stück einfach heraus. So entstehen bereits ausgefaserte Enden, die gut greifen. Hierfür eine Schere zu verwenden ist keine gute Idee, weil die Fasern dann glatt abgeschnitten würden, was für den Spinnvorgang nicht gut ist. Wir brauchen möglichst viele feine Fasern, die ineinander übergehen, also ist es viel besser, die Fasern mit den Händen auseinanderzuziehen. Am besten legst du dir bei deinen ersten Spinnversuchen ein dickes Handtuch oder eine Decke auf den Fußboden, weil dir die Spindel vermutlich des öfteren herunterfallen wird. So wird sie nicht beschädigt und fällt weich. Wenn du draußen bist, dann kannst du auch auf weichem Boden (z.B. auf dem Rasen) üben. Es braucht am Anfang ein bißchen Übung, bis man den Bogen heraus hat, nachdem du ein bißchen Gefühl für die Fasern selbst bekommen hast, wird es klappen.
Das HaspelnWenn die Spindel voll ist oder du genug Garn gesponnen hast, muß ja irgendwann das Garn auch von der Spindel genommen und aufgewickelt werden. Wenn du es nun einfach von der Spindel aus zu einem Knäuel aufwickelst, kann es dir passieren, daß sich das Garn durch den “Überdreh” sofort an manchen Stellen ineinander zwirnt und nicht wie gewünscht glatt liegt. Um das zu vermeiden, solltest du das Garn haspeln. Es gibt richtige professionelle Haspeln, aber es geht auch ohne. Nimm dir einfach einen umgedrehten Hocker (oder ein ähnliches Gerät) und wickel das Garn um die vier Beine des Hockers. Dabei mußt du ein bißchen vorsichtig sein und aufpassen, daß der Faden nicht reißt. Wenn das gesamte Garn abgewickelt ist, ist es gut, das Garn etwas zu befeuchten (hierfür kann man entweder Wasserdampf, eine Blumenspritze oder auch die Nachtfeuchte im Freien zu Hilfe nehmen). Sobald das Garn wieder getrocknet ist, hat es sich geglättet und läßt sich nun sehr gut zu einem Knäuel wickeln und danach weiter verarbeiten. Das ZwirnenWahrscheinlich hast du nun bereits festgestellt, daß dein Garn nicht sehr reißfest ist. Dem kannst du entgegen wirken, indem du es nun auch noch verzwirnst. Zum Verzwirnen brauchst du mindestens zwei Garn-Knäule; Es können aber auch drei sein, je nachdem, wie dick dein Faden werden soll. Am besten nimmst du dir einen Eimer oder etwas in der Art, in den du die Knäule hineintust, damit sie beim Verzwirnen nicht überall in der Gegend herumrollen können. Du verwendest zum Verzwirnen auch wieder die Spindel und arbeitest fast wie beim Spinnen. Allerdings spinnst du nun keine Rohwolle sondern die beiden (oder drei) fertigen Fäden zusammen, so daß sie sich umeinander wickeln, also verzwirnen. Hierbei ist aber eins ganz wichtig: Du mußt die Spindel nun in die entgegengesetzte Richtung drehen! Das heißt, wenn du sie beim Spinnen immer im Uhrzeigersinn gedreht hast, mußt du sie nun zum Verzwirnen entgegen dem Uhrzeigersinn drehen. |
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Artikel erstellt: 25.03.2007 Author: Flinkhand | ||||||||
Artikel geändert: 22.03.2017 Author: Flinkhand | ||||||||
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