flinkhand

Webanleitung für Anfänger

Das erste Band als Einzugsmuster

<p>Auf dieser Seite findest du eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Herstellung eines einfachen Bandes als Einzugsmuster. Ich habe sie für diejenigen geschrieben, für die die Brettchenweberei noch völliges Neuland ist und mich bemüht, jeden Arbeitsschritt möglichst detailliert zu beschreiben. Das hier im Beispiel verwendete Muster ist ein Einzugsmuster, weil ich denke, daß es für einen allerersten Versuch am leichtesten ist, alle Brettchen gemeinsam in einem festen Rhythmus zu drehen und dabei ein schönes Muster zu weben. Dies ist für einen Anfänger bereits eine Konzentrationsübung. Alle anderen Techniken basieren darauf, Muster durch Drehen einzelner Brettchen zu weben, was dann schon ein wenig komplizierter ist. Beginnen wir also am Anfang.<br />
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Eine Anmerkung vorab: Wenn du hier über Begriffe stolperst, von denen du noch nie gehört hast (z.B. Schußfaden und Kettfaden, Schären einer Kette, S-Schärung und Z-Schärung usw.) dann lies dir mal die Artikel Begriffe aus der Weberei und S- und Z-Schaerung durch. Dort sind alle hier fallenden Terminologien genau erklärt und teilweise auch bebildert.</p>

Ein Muster entsteht

Bei den Einzugsmustern entstehen die Motive durch die verschiedenfarbigen Fäden, die man beim Schären benutzt, also durch die Fäden, durch die der Schußfaden hin und her gewebt wird. Die Kettfäden müssen in der richtigen Farbkombination und Reihenfolge aufgezogen werden, so daß das Muster wie gewünscht entstehen kann. Außerdem kommt es darauf an, in welcher Richtung die Fäden geschärt werden (in Z- oder S-Richtung). Um ein Muster entstehen zu lassen, benötigt man zunächst einen Schärbrief bzw. einen Musterbrief. Schärbrief und Musterbrief sind bei Einzugsmustern übrigens dasselbe. Ein Musterbrief enthält alle Informationen über ein Muster, ein Schärbrief dagegen alle Informationen über das richtige Schären der Kette. Da bei Einzugsmustern das Muster durch die Schärung definiert wird, kann man hier beide Begriffe verwenden.

Hier unser Beispiel für einen Schärbrief:

schaerbrief_anleitung.jpg

Die Zahlen von 1 – 12 bezeichnen die zwölf Brettchen, die wir für unser erstes Muster verwenden. Die vier Zeilen (HO, HU usw.) benennen die Ausgangspostition der Löcher in den Brettchen mit den dazugehörigen Farben pro Loch. Die Schärrichtung ist als Z-Schärung bzw. S-Schärung (siehe Begriffe) in der untersten Zeile angeben. Wenn man die o.g. Farben gemäß Musterbrief verwendet und dann beim Weben die Brettchen jeweils 4 mal in eine Richtung (vorwärts), dann wieder 4 mal in die andere Richtung (rückwärts) dreht, dann entsteht das hier  abgebildete Muster.

Muster1.jpg

Anhand dieses Musterbriefes werden wir also erst einmal die Kette aufziehen. Diesen Vorgang nennt man schären. Wir benötigen hierfür 48 Fäden (12 Brettchen à 4 Löcher). Laut Musterbrief besteht die Kette aus 24 grünen und 24 weißen Fäden, die wir erst einmal zuschneiden müssen.

Die Länge der Kette

Die benötigte Länge der Kette setzt sich aus einer einfachen Rechnung zusammen, mit der man eine bestimmte Länge des Webbandes erreicht:

Wunschlänge des Bandes + 20 % + 50 cm

Wenn das Band also einen Meter lang werden soll, brauchen wir 1 m + 20 cm + 50 cm = 1,70 m

Diese Berechnung basiert darauf, daß sich die Länge der Kettfäden beim Webvorgang um ca. 15 - 20 % reduziert, d.h. das gewebte Band ist natürlich etwas kürzer als die Fäden im ursprünglichen Zustand. Die 50 cm Zugabe braucht man zum Verknoten an den Enden und um einen schönen Abschluß herzustellen. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, daß wir beim Weben auch noch Platz zum Drehen der Brettchen brauchen. Wir können also die letzten Zentimeter nicht mehr verweben.

Sagen wir also, daß unser Band einen Meter lang werden soll und fangen wir mit dem Zuschnitt der Fäden an. Hierfür suchst du dir am besten etwas, wo du die Fäden herum wickeln kannst, um sie dann einmal durchzuschneiden. Ich nehme hierfür eine Tischplatte (genauso gut geeignet sind z.B. zwei Schraubzwingen mit dem Holzgriff nach oben), wickle den Faden 24 mal herum und schneide ihn dann an einer Seite auf - so bekomme ich 24 Fäden der gleichen Länge. Das gleiche mach ich dann natürlich auch in der zweiten Farbe.

Damit sich die Fäden nicht zu sehr verheddern, hänge ich sie an meine Lampe (jeder andere hochgelegene Haken, Fensterknauf o.ä. tut es natürlich auch).

Das Schären

Dann nehme ich mein erstes Brettchen und ziehe vorsichtig einen dunkelgrünen Faden aus meinem Fadenstrang. Das eine Ende dieses Fadens verknote ich an einem Festpunkt - hierfür eignet sich auch wieder eine umgedrehte Schraubzwinge mit dem Holzgriff nach oben. Eine Türklinke kann dem gleichen Zweck dienen. Ein Ende des Fadens ist nun fest am Holzgriff verknotet. Das andere Ende ziehe ich etwa 20 cm durch egal welches Loch von Brettchen Nummer 1, und zwar in Z-Richtung.
Das nun zu mir zeigende 20 cm lange Fadenende zeigt nun zu mir, dahinter kommt dann das Brettchen, durch das bis jetzt ein grüner Faden verläuft, und anschließend folgt das lange Ende des Kettfadens, der ganz hinten an den Holzgriff geknotet ist. Von dieser Position aus wird später auch gewebt, und das ist die Position, aus der man die Z-Richtung des Brettchens auch wie in der Abbildung bei den Begriffen sehen muß.

Nun nehme ich mir einen zweiten Faden, knote ihn ebenfalls am Griff fest und fädle ihn durch ein Loch neben dem bereits geschärten Loch, so daß nun je ein Faden durch zwei Löcher des ersten Brettchens führen (beide natürlich in Z-Richtung!). Dies wiederhole ich in gleicher Schärrichtung mit zwei weiteren Fäden durch die beiden noch übrig gebliebenen Löcher von Brettchen eins. Hier muß man aufpassen, daß sich die Kettfäden hinter den Brettchen nicht verheddern sondern glatt nebeneinander liegen. Um das zu testen, verknote ich die vier kurzen zu mir zeigenden Enden miteinander, halte das Brettchen fest und setze die Kette unter Spannung. Nun kann ich testen, ob sich die Fäden auch nicht miteinander verheddert haben. Es ist wie gesagt sehr wichtig, daß alle Fäden in der gleichen Richtung aufgezogen werden, sonst läßt sich das Brettchen später gar nicht erst drehen!

Das aufgezogene (geschärte) Brettchen lege ich nun auf dem Boden ab und gehe zum zweiten Brettchen über. Hier verfahre ich genau wie bei Brettchen Nummer eins und lege anschließend das zweite Brettchen auf das erste (vorher nicht vergessen, auf verhedderte Fäden zu testen!).

Bei Brettchen 3 kommen wir zum ersten Mal in den Genuß unterschiedlicher Farben in den einzelnen Löchern. Hier müssen wir also ein bißchen aufpassen und auf die richtige Reihenfolge achten. Die richtige Reihenfolge finden wir mit Hilfe der Begriffe HO, HU, VO und VU. Keine Panik, das sind keine kryptischen Zeichen sondern nur Ankürzungen:

VO = vorderes Loch oben
VU = vorderes Loch unten
HU = hinteres Loch unten
HO = hinteres Loch oben

Diese Angaben bezeichnen die Position der Farben in den Löchern zu Beginn der Webarbeit und beziehen sich (wie bei der Angabe der Schärrichtung auch) auf die Position des Webers.

Die Position des Webers ist da, wo wir immer die vier Fäden eines Brettchens zusammengeknotet haben - dahinter sind dann die Brettchen und dahinter wiederum die lange Kette, die am anderen Ende am Holzgriff festgeknotet ist.

Übersetzt heißt das, daß bei Brettchen Nummer drei der grüne Faden durch das Loch gefädelt werden muß, das hinten (also vom Weber weg zeigend) oben ist. Hier muß man sich natürlich bereits vorstellen, daß der gesamte Brettchenstapel unter Spannung hochkant steht und die Brettchen nicht mehr flach auf dem Boden liegen :o) Es werden also drei weiße Fäden und ein grüner Faden (auf die Schärrichtung achten!) durch die Löcher in Brettchen drei geschärt und das Brettchen anschließend so abgelegt, daß der grüne Faden im hinteren Loch oben ist.

Bei Brettchen vier gehört der grüne Faden in das hintere Loch unten (HU), bei Brettchen vier in das vordere Loch unten usw. So werden nach und nach alle zwölf Brettchen geschärt. Achtung! Ab Brettchen Nummer 7 ändert sich die Schärrichtung von Z in S!

Wenn alle Brettchen geschärt sind, ist es sinnvoll, den ganzen Brettchenstapel mit einem Band oder einer Schnur zusammenzuhalten, damit nichts verrutscht. Nun wird die gesamte Kette unter Spannung gesetzt und kontrolliert, ob alle Fäden möglichst die gleiche Spannung haben und daß kein Faden irgendwo durchhängt. Sollte das doch der Fall sein, muß das noch durch Ziehen an den entsprechenden Fäden ausgeglichen werden. anschließend werden alle Fadenenden zu einem dicken festen Knoten gebunden - fertig ist das Schären!

Der Webvorgang

Nach dem Schären können wir nun endlich mit dem eigentlichen Weben beginnen (wurde ja auch Zeit!). Es gibt noch ein paar wichtige Kleinigkeiten, die wir beachten müssen, aber dann kann es auch schon losgehen:

Das Kettenende am Holzgriff oder Türgriff bleibt auch während des Webvorgangs dort befestigt befestigt. Es ist jedoch eine gute Idee, vorher alle einzelnen Knoten noch einmal zu einem Dicken zusammenzuknoten, damit sich nichts lösen kann. Das andere Ende (dort, wo auch die Brettchen näher dran sind) befestigen wir an einem festen Gürtel, den wir uns zuvor umgeschnallt haben. Ich benutze übrigens eine reißfeste Schnur zum Befestigen der Kette am Holzgriff und auch am Gürtel (mit ein paar guten Knoten hält das dann schon). Die Schnur schneide ich zum Schluß dann einfach ab.

Die Kette sollte immer schön straff gehalten werden, damit auf allen Fäden die gleiche Spannung liegt.Einmal am Gürtel befestigt, sollten nur alle Brettchen ihre Position genau wie im Schärbrief beschrieben eingenommen haben. Brettchen Nummer 1 befindet sich ganz links, Brettchen Nummer 12 ganz rechts. Eine letzte Kontrolle, ob die Farben in den richtigen Positionen und die Brettchen wie im Schärbrief angegeben geschärt sind, und es kann praktisch schon losgehen.

Wir nehmen uns unser Schiffchen und wickeln den Schußfaden auf. Davon kann man schon ein paar Meter aufwickeln, aber keine Angst. Falls er dann doch zu kurz ist, kann man immer noch ganz problemlos einen Neuen ansetzen. Da der Schußfaden nur an den Rändern des Bandes sichtbar ist, nehmen wir für unser Muster vom dunkelgrünen Faden, der "Randfarbe".

Das Anweben

Wenn wir genug Schußfaden auf das Schiffchen gewickelt haben, schneiden wir ihn ab und holen uns noch ein kürzeres Stück Faden in einer völlig anderen Farbe (z.B. Rot) und wickeln es auch noch auf das Schiffchen. Mit dem roten Faden fangen wir nämlich an, bis Muster und Bändchenbreite sauber und gleichmäßig erscheinen. Erst wenn dies der Fall ist, nehmen wir den eigentlichen Schußfaden. Dann kann man nämlich zum Schluß den roten (gut sichtbaren) Faden ziemlich einfach heraustrennen und man bekommt einen sauberen Anfang. Das Anweben funktioniert auch mit anderen Hilfsmitteln, wenn man anstelle eines Fadens kleine Stückchen (Zahnstocher o.ä¤.) der auch einen Streifen feste Pappe zum Dazwischenlegen nimmt, aber ich finde die Lösung mit dem andersfarbigen Schußfaden für mich am besten.

So, nun aber los! Wir sitzen also mit der Kette am Gürtel und den zu uns herangezogenen Brettchen so weit vom Holzgriff entfernt, daß die Kette schön straff ist. Als erstes legen wir den roten Anwebfaden in das Fach ein, wobei wir ein Stückchen (so ca. 10 cm) heraushängen lassen. Es ist dabei völlig egal, ob der Faden von rechts nach links oder umgekehrt eingelegt wird. Jetzt drehen wir alle Brettchen zusammen um eine Vierteldrehung vorwärts (vom Weber weg), so daß uns nun die das Loch, das vorher unten vorne war, nun oben vorne ist. Ein neues Fach entsteht, wenn wir den Brettchenstapel ein paar mal hin und herschieben, so daß sich alle Fäden entheddern. Je straffer man die Kette hält, um so einfacher ist die Fachbildung. Durch dieses Fach wird nun wieder der Anwebfaden gelegt.

Es braucht ein bißchen Fingerspitzengefühl, um den Schußfaden gleichmäßig fest zu ziehen, damit das Band immer die gleiche Breite bekommt. In der ersten Webreihe braucht man ja noch nicht zu ziehen, weil einem sonst nur der Schußfaden aus dem Fach flutscht. Aber ab der zweiten Reihe sollte der Schußfaden so fest angezogen werden, daß alle oberen Kettfäden dicht nebeneinanderliegen (aber nicht übereinander!), so daß man ihn praktisch nicht mehr sieht. Eine schön straffe Kette ist eine wichtige Voraussetzung für eine gleichmäßige Breite. Außerdem sollte man jedesmal, wenn man das Schiffchen aus dem Fach nimmt und bevor man den Schußfaden fest zieht, den Faden in der vorigen "Reihe" noch einmal anziehen, so daß am Rand keine kleinen Knubbel herausschauen. Perfektionisten dürfen für eine einheitliche Breite auch ein Lineal zum Prüfen bereithalten ;o)

Nun geht es weiter. Eine Vierteldrehung vorwärts, Brettchenstapel hin und herschieben, bis sich das Fach öffnet, Schiffchen in das Fach führen, mit dem Schiffchen die Webarbeit festklopfen, Schiffchen durchziehen, Schußfaden anziehen. Und wieder von vorn.

Nachdem wir vier Vierteldrehungen vorwärts gemacht haben, sollte das Muster, so denn man es schon erkennen kann, genauso aussehen, wie unser Webbrief oben (ein grünes "V" auf weißem Grund). Nun ändern wir die Drehrichtung und arbeiten wie oben beschrieben weiter, wobei wir die Brettchen nun jeweils eine Vierteldrehung rückwärts (zum Weber hin) bewegen. Das Loch, das vorher hinten oben war, ist dann nach der Vierteldrehung vorne oben.

Nun müßten wir aber wirklich langsam sehen, wie das Muster entsteht. Wir arbeiten uns nun so lange vor, bis wir ein sauberes Muster und eine gleichmäßige Bandbreite erreicht haben. Wenn die Brettchen wieder in der Ausgangsposition sind und ein Rapport abgeschlossen ist, schneiden wir den roten Anwebfaden mit einem überlauf von ca. 10 cm ab und wickeln den Rest davon vom Schiffchen. Wir verwenden von jetzt an den dunkelgrünen "eigentlichen" Faden als Schußfaden bei der folgenden Vierteldrehung. Damit wir ihn später sauber vernähen können, lassen wir gut 15 cm aus dem Fach heraushängen. Und so geht es weiter, viermal vorwärts, viermal rückwärts bis das Webstück eine Länge bekommt, die uns beim Weben die Arme langsam lang werden läßt. Dann lösen wir das Band vom Gürtel (Brettchenstapel vorher zusammenbinden, die Brettchen dürfen nicht durcheinander geraten!) und ziehen es weiter durch den Gürtel durch zu uns hin. Wenn man es zweimal um den Gürtel wickelt, dann hält es normalerweise. Je weiter man sich vorarbeitet, um so näher sitzt man also am Holzgriff.
Wenn die gewünschte Länge erreicht ist oder sich die Brettchen nicht mehr drehen lassen, weil die Kette zu kurz geworden ist, dann ja, ja, dann haben wir unser erstes Band schon fast fertig!

Der Abschluß

Ein schönes Band haben wir gemacht! Nun fehlt nur noch ein sauberer Abschluß, damit es sich später nicht auftrennt. Die einfachste Lösung ist natürlich, beide Enden abzuschneiden und einen Knoten in die Enden zu machen, aber das können wir besser.
Zuerst schneiden wir die Kette am Türgriff-Ende ab und lassen die einzelnen Brettchen herausfallen. Dann nehmen wir den Schußfaden, den wir natürlich auch mit Überhang abgeschnitten haben und vernähen ihn, indem wir ihn vorsichtig 3 bis 4 mal mit einer Sticknadel durch das Band hin und her nähen.
Nun schneiden wir den Rest der Kettfäden so ab, daß je nach Geschmack noch ca. 3 - 5 cm Fransen übrigbleiben, die den Abschluß bilden. Achtung! Wenn man die Fäden zu nah am Webstückende abschneidet, kann sich das Band leicht auftrennen, und das wollen wir ja nicht.
Auf der Seite, die wir "angewebt" haben, vernähen wir zuerst den dunkelgrünen Schußfaden wie oben beschrieben. Danach kann man den roten Anwebfaden auftrennen, indem man ihn mit einer stumpfen Sticknadel vorsichtig Reihe für Reihe herauszieht. Nun wird auch hier ein Fransenende geschnitten. Alternativ kann man die Kettfäden auch in Strähnchen teilen und zu kleinen Zöpfen flechten.

Fertig ist das erste Band!

Artikel erstellt: 18.03.2007 Author: Flinkhand
Artikel geändert: 2024/04/11 Author: Flinkhand
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