Als Übungsmuster dient uns hier die Vorlage der heiligen Bathilde von Chelles (merowingisch, 860 n. Chr.), die dieses Band als Ärmelborte trug. Damit haben wir eine relativ einfache Vorlage, die auch noch ein super authentisches Band ergibt. Randbrettchen habe ich hier nicht eingezeichnet, weil man die nach Belieben selbst hinzufügen kann und sie für die Erklärung der Technik nicht relevant sind. (Das Muster ist übrigens auch in der Sektion Muster als PDF zum Download verfügbar.)
Wie wir hier rechts sehen können, ist der Aufbau auch wieder ganz genau wie beim Sulawesi - es ist genau das gleiche System. Die einfarbige Fläche wird durch zwei Vierteldrehungen der Brettchen in die entgegengesetzte Richtung aufgehoben, so daß an dieser Stelle die Musterfarbe an die Oberfläche kommt. Das kennen wir wir ja nun schon zu Genüge sowohl vom Doubleface als auch vom Sulawesi.
Zum Üben sollten diese 12 Brettchen mehr als genug sein, weil es doch etwas Fingerfertigkeit braucht, die Brettchen gleichzeitig festzuhalten und einzeln (bzw. paarweise) zu drehen. Das Muster hier in der Vorlage ist übrigens auch ganz prima geeignet, weil sich die Kettfäden am Ende des Rapports wieder in die Ausgangsposition begeben und sich nichts endlos verzwirnt.
Fehlerbehebung:
Nun wird es (gerade am Anfang) wohl doch ab und zu passieren, daß einem die Brettchen aus der Hand rutschen und/oder ein Webfehler auftaucht. Da wir aber nur jeweils zwei Kettfäden pro Brettchen haben, kann das schon mal ziemlich verwirrend sein, wenn man ein Stück zurückweben muß oder alles wieder in Position zu bringen hat. Denn im Gegensatz zu den mit vier Fäden geschärten Brettchen haben wir hier ja keine Verdrillung bei jeder einzelnen Vierteldrehung der Brettchen. Es kommt also regelmäßig vor, daß ein Faden, der zunächst vorne oben war, nach der Drehung vorne hinten ist. Dabei findet kein Verdrillen statt, und es ist nicht auf den ersten Blick zu sehen, ob der Faden vorne oder hinten sein muß, wenn man sich einmal verwebt hat.
Am besten orientieren wir uns in diesem Fall an der Ausgangsposition der Brettchen. Da wir ja immer zwei Vierteldrehungen (entweder vorwärts oder rückwärts) machen, befinden sich bei einer einfarbigen Fläche nach diesen zwei Drehungen alle Kettfäden einer Farbe entweder vorne oder hinten. Am Anfang sind die Kettfäden der Hintergrundfarbe vorne, nach zwei Vierteldrehungen hinten. Nach zwei weiteren Vierteldrehungen sind sie wieder vorne usw. An den Stellen, wo wir ein Muster haben, ist es genau umgekehrt. Musterfäden sind vorne, während Hintergrundfäden hinten sind und umgekehrt.
Wir müssen also als erstes wieder in eine Position zurück, wo wir wieder zwei Drehungen eines Rapports vor uns haben (entweder vorwärts oder rückwärts). Dabei kann man sich z.B. auch an der Lage des Webschiffchens orientieren. Zu Beginn meiner Webarbeit ist mein Webschiffchen immer links von der Webarbeit, nach der ersten Reihe ist es rechts von mir. So weiß ich immer, ob ich eben eine ungerade (1, 3, 5 usw.) oder eine gerade (2, 4, 6 usw.) Reihe aus meinem Webbrief gewebt habe und finde mich besser zurecht.
Wenn wir dann wieder in der Ausgangsposition sind (und sich das Webschiffchen wieder links von der Webarbeit befindet), bringe ich meine Brettchen wieder in die Ausgangsposition, die ja oben im Schärbrief abgebildet ist.