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Muster in Köpertechnik entwerfen

Nachdem wir uns nun ausgiebig mit dem Farbwechsel beim Köpern beschäftigt haben, kommen wir nun an den Punkt, wo wir selbst ein Muster erstellen möchten. Eigentlich sollte das Prinzip nach der Anleitung zum Farbwechsel auch klar sein, aber es ist immer sinnvoll, mit einem Beispiel zu arbeiten. Deshalb entwerfen wir jetzt mal den Musterbrief für eine einfache Raute.

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Es sei vorab gesagt, daß es beim Erstellen von Musterbriefen nicht nur eine Möglichkeit gibt, ein Problem zu lösen. Wie in der Mathematik gibt es auch hier oft mehr als einen Lösungsansatz, zum Beispiel, wenn es darum geht, wo die Flottierungen gesetzt werden, oder auch bei der Auswahl des Köpergrates. Man kann einen S-Köper, einen Z-Köper oder auch einen Fischgrat-Köper verwenden, je nachdem, wie man den Strukturverlauf auf dem einfarbigen Hintergrund gern darstellen möchte.

 

Diese Raute wird also nur ein Beispiel sein, wie man es machen kann. Wenn du diese Übung für dich selbst nachvollzogen hast, kannst du ja einfach mal andere Lösungswege ausprobieren und mit einer Kette aus 15 Brettchen ein Übungsband aufziehen und alles mal ausprobieren.

Hier ist nun also unsere Raute auf Papier und eine Kette mit 15 Brettchen, die alle s-geschärt sind, als Beispiel.

Um deutlich zu machen, wie der Fadenverlauf aussehen soll, habe ich hier einmal die Linienführung mit eingezeichnet. Manche Brettchenweber bevorzugen es, mit der Linienführung zu arbeiten, ich selbst arbeite aber lieber mit Kästchen. Das liegt daran, daß ich bei den Kästchen genau sehen kann, an an welcher Stelle der Farbwechsel vollzogen werden muß (zwischen zwei Webreihen). Bei einer Schräglinie ist dies für einen Anfänger nicht auf den ersten Blick ersichtlich. (Deshalb nehme ich bei den nächsten Bildern die Schräglinien wieder raus.)

 

Was auffällt ist, daß wir eine ungerade Anzahl an Brettchen haben und daß die obere und untere Spitze der Raute eine schräge Verschiebung aufweisen. Das wird beim Köpern, soweit ich weiß, immer so gemacht. Im Webbild ergibt sich so die feinste aller Anfangslinien, und das Bild wirkt filigraner.

 

Beginnen wir nun mit dem Einzeichnen der ersten Drehsequenzen:

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In der Sektion über den Farbwechsel haben wir gelernt, daß bei einer S-Schärung die Linien von links unten nach rechts oben durch Vorwärtsdrehungen entstehen müssen, bei Linien in die andere Richtung genau umgekehrt. Das ist unser Ansatzpunkt, an dem wir beginnen.

 

Wir zeichnen Rückwärtsdrehungen als graue Felder, Vorwärtsdrehungen bleiben weiß. Dort, wo wir den Farbwechsel haben möchten, zeichnen wir also erstmal alle Rückwärtsdrehungen ein, und zwar immer in beiden Feldern vor und hinter dem Punkt des Farbwechsels.

 

Achtung an den äußeren Ecken rechts und links! Da können wir nicht beide Felder vor und hinter dem Punkt es Farbwechsels einzeichnen, weil der Farbwechsel sofort wieder umgekehrt werden muß! Hier wird deshalb einfach die Drehrichtung am Farbumkehrpunkt gespiegelt.

Der nächste Schritt besteht darin, die Hintergrundstruktur entsprechend vorzugeben. Ich verwende in diesem Beispiel einen S-Gratköper, der sich schön in die Rückwärtsdrehungen beim Farbwechsel zur Raute einpassen läßt. (Andere Lösungen sind möglich!)

Mein Ansatzpunkt für den Hintergrund beginnt ganz unten bei Brettchen Nr. 8, also unten in der Mitte. Von dort beginne ich mit dem Einzeichnen meiner 2 x vor / 2 x zurück Drehungen für den Hintergrund. Das untere linke Viertel des Musterbildes ist dabei kein Problem, weil sich die Struktur prima in das Bild einfügt, und ich bis zum Farbwechsel gemütlich meine 2 vor/2 zurück Drehungen einzeichnen kann - das paßt. Ebenso einfach ist das Einzeichnen der Drehbewegungen von Brettchen 1 und 15 von unten nach oben, wo ja kein Muster involviert ist. Auch das Einzeichnen der Drehungen im oberen rechten Viertel läuft sauber in der Köperstruktur, wenn man sich an den Drehungen von Brettchen Nr. 15 orientiert.

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Etwas kniffliger wird es im oberen linken und im unteren rechten Viertel des Bildes, weil wir dort in jeder zweiten Reihe mit Flottierungen arbeiten müssen. Die Flottierungen sind dort einzufügen, wo wir sonst nicht den richtigen “Absprung” für den Farbwechsel schaffen (unten rechts bei Brettchen 10, 12 und 14 sowie oben rechts bei Brettchen 2, 4 und 6). Wie das mit den Flottierungen funktioniert, habe ich ja in der Sektion Farbwechsel genau erklärt.

Zum Schluß müssen wir die Raute innen natürlich noch ausfüllen. In meinem Beispiel soll es eine einfarbige, voll farbig gefüllte Raute sein. Also müssen wir die Drehungen so einpflegen, daß die Musterfarbe in der Raute erhalten bleibt. Da der Farbwechsel ja bereits vollzogen ist, brauchen wir jetzt nur noch nach unseren System 2 vor / 2 zurück von Brettchen zu Brettchen zu gehen. Bei Brettchen 2 und 14 hatten wir ja bereits die Farbumkehr drin, weil sie ja nur die äußeren Ecken sind, die wir schon am Anfang bearbeitet hatten. Brettchen 3, 5, 7, 8, 9, 11 und 13 machen keine Probleme, dort arbeiten wir einfach im Rhythmus. Nur bei den Brettchen 4, 6, 10 und 12 müssen wir wieder je eine Flottierung setzen, um wieder einen sauberen Farbwechsel für den Übergang einzuleiten.

Am Ende wird alles noch einmal Brettchen für Brettchen kontrolliert:

  • Habe ich immer meinen Rhythmus 2 vor / 2 zurück (außer beim Farbwechsel)?

  • Kommt der Farbwechsel aus der richtigen Drehrichtung heraus, damit eine gerade Linie entsteht?

  • Habe ich den Farbwechsel richtig platziert? (Sind an diesen Stellen immer mehr als zwei Drehungen in eine Richtung eingezeichnet?)

  • Habe ich eine Flottierung mit 1 vor/1 zurück an der Stelle, wo der Farbwechsel sonst nicht möglich ist, und geht der Rhythmus dann wieder richtig weiter?

  • Verläuft die ursprüngliche Köperstruktur im ganzen Hintergrundbild homogen?

So, die Raute ist fertig. Nun kannst du selbst weiterprobieren und Muster entwerfen. Du kannst z.B. mal versuchen, wie der Musterbrief für eine nicht gefüllte Raute aussehen würde, die nur aus Linien besteht und innen wieder die Hintergrundfarbe hat. Oder du versuchst mal, ob du es mit einer Z-Schärung hinbekommst. Natürlich kannst du auch eigene Muster entwerfen und alles mal ausprobieren. Schäre dir doch einfach mal eine Kette mit 15 Brettchen, entwirf selbst etwas und mache daraus ein Übungsband. So kannst du sofort kontrollieren, ob du alles richtig verstanden hast.

Viel Spaß!

Artikel erstellt: 18.03.2007 Author: Flinkhand
Artikel geändert: 2023/08/24 Author: Flinkhand
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